War es das? Oder „was mich weiter machen lässt“

Ich dachte, „OK, das war es dann jetzt“.
Nachdem der Arzt mit mir gesprochen hatte, dachte ich, das mein Leben vorbei wäre. Meine Karriere bei der Bundeswehr konnte ich schon mal vergessen. Und was sollte ich überhaupt mit einem Hauptschulabschluss anfangen? Ich könnte vielleicht wieder in meinem Lehrberuf arbeiten. Aber war das gesundheitlich überhaupt möglich? Es war alles zum Kotzen. Am liebsten hätte ich mich eingegraben und gehofft, dass mich irgendjemand an die Hand nimmt und mir einen Ausweg zeigt. Hätte ich mehr Kraft gehabt, hätte ich am liebsten einfach nur noch losgeschrien. So konnte ich nur weinen. Und daran sollte sich auch die nächsten Monate nichts ändern. Ich lag einfach nur da. Aufgrund meiner Verletzungen durfte ich eh nicht mehr tun, als liegen zu bleiben.

Als ich dann nach vielen Monaten aus dem Krankenhaus entlassen wurde und meine Eltern mich nach Hause geholt hatten, war da nichts in mir. Ich erinnere mich an die Heimfahrt noch wie heute. Ich hatte nichts zu sagen. Es gab auch nichts, über das ich reden wollte. Kein Ziel. Kein Weg. Keine Richtung. Keine Gefühle.
Seltsamerweise war das Erste, das ich zu Hause tun wollte – meine alte Firma und meinen alten Chef besuchen. Ob es aus einem Gefühl der Vertrautheit kam oder einfach nur um zu zeigen „ich bin noch da“ …? Ich weiß es nicht. Er hätte mich zwar fast nicht wiedererkannt, aber irgendetwas in mir hat sich bewegt. Irgendwo tief war da ein kleines aufflackern. Ein Gefühl, das sich etwas verändert hat. Kein Ziel.

Es war eher eine Art „lichten des Nebels“. So als wenn sich deine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnen und du den Weg vor dir wieder erkennen kannst. Ich wusste plötzlich „alles geht weiter“. Das erste mal seit Monaten hatte ich wieder Gefühle der Hoffnung und Zuversicht. Eigentlich war mein zukünftiger Weg einfach:

Immer einen Schritt nach dem anderen.

Jeden Tag etwas mehr essen, um wieder an Gewicht zuzulegen. Täglich ein paar Meter weiter um den Block gehen. Nach und nach kleine Schritte. Jeden Tag, jede Stunde, Minute und Sekunde. Schrift für Schritt. Moment für Moment.
Drei Monate später, von 54kg auf 75 kg, war ich zurück als Ausbilder bei der Bundeswehr und führte wieder meine erste Gruppe.

Aber in mir hatte sich etwas verändert. Ich konnte nicht so weiter machen wie vorher. „Einen schritt nach dem anderen“ hieß auch, ich hatte mich verändert. Ich musste mich also weiter verändern. Nachdem ich also mit meinen Vorgesetzten Offizieren gesprochen hatte, war klar, ich werde meine Dienstzeit beenden.
Ich hatte gelernt: Veränderung ist einfach. Ich musste mich nur dafür entscheiden.
„Ist die Entscheidung getroffen, sind die Sorgen vorbei“
Ich war gerade 19 und es sollten noch viel Entscheidungen folgen.

tbc…

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