Unsere Industrie braucht Schnelligkeit und Masse. Das Ergebnis ist eine ungeduldige Menschheit die keine Atempause mehr kennt.
Wer voran geht, hektisch handelt, drängelt und schubst – hat recht. Der Ungeduldige verliert.
Wo die Geduld ausgeht kommt der Hektiker an die Macht. Versprochen wird, an was sich niemand mehr erinnert.
Die Geduldigen gelten ja meist nur als nett und führungsschwach.
Wilder Aktionismus der alles verspricht und nichts einhält. Die neuen Besen, die wie wild kehren und nur Muskelkater und tiefe Wunden bei allen hinterlassen.
Die wirklichen Ziele brauchen Geduld und Ausdauer. Und vor allen Dingen müssen wir wissen, wo wir hin wollen.
Wir wissen zwar nicht, wo wir hin wollen, kommen dafür aber umso schneller an.
Wir geben uns mit kurzfristigen Ergebnissen zufrieden. Wir springen von Werbepause zu Werbepause. Im Radio spielen sie keine Songs mehr die länger sind als 3, 5 Minuten. Traut man uns keine Geduld mehr zu?
Jeden Tag etwas neues erleben. Kleine Krümel der Befriedigung. Kurze, schnelle Schnitte. Kleine, seichte Erfolge, die uns zu immer mehr Frust und Enttäuschung führen.
- Keine Ausdauer
- Keine Beharrlichkeit
- Keine Geduld
- Bloß nicht Langstrecke.
- Nicht dranbleiben
Bitte lieber alles, jetzt und sofort.
“Die wirklich wichtigen, schwierigen und langfristigen Dinge soll doch bitte jemand anderes machen. Dafür habe ich keine Zeit.”
Wir vermitteln damit den Eindruck maximal engagiert zu sein. Für was wir uns engagieren, wissen wir meist selbst nicht.
Zukunft bedeutet für viele von uns nur noch das nächste Quartalsergebnis, den “Monthly Report”, Jour Fixe, Morgenkreis …
Denken und Nichtdenken erfordert Zeit und Anstrengung. Deshalb lassen wir uns so gerne ablenken. Wir verlassen unsere Welt und leben in anderer Leute Realitäten. Das ganze heißt dann “Abschalten vom Alltag”. Meistens vor dem Fernsehen oder im Internet.
Wer sich nur am Rande mit seinem eigenen Leben beschäftigt, muss zusehen wie andere für ihn die Entscheidungen treffen. Nur dürfen wir uns im Nachhinein nicht darüber beschweren.
Zu oft geben wir uns mit den Häppchen des Lebens zufrieden. Mit 0.1 anstelle auf die 1.0 hin zu arbeiten.
Wir sitzen am Rand des Lebens und warten ab ob ein paar Krümel für uns abfallen. Den großen Kuchen vom Tisch zu naschen trauen wir uns nicht.
Thimo Müller
Zu entscheiden wann Geduld und wann Aktivität angebracht sind, ist nicht leicht. Genau das erfordert ja Zeit und Geduld. Doch wie kommen wir dazu? Wo und wie können wir das lernen. Wer bringt einem das bei?
Los, schnell, sofort her mit der Antwort.
“Ich kann doch jetzt nicht abwarten. Am Ende nimmt mir noch jemand weg was ich eigentlich gar nicht brauche”
“Wer wartet den bestraft das Leben” heisst es. Ganz egal auf was wir warten, wir wollen es direkt. Egal ob wir es brauchen oder nicht.
Wenn das Projekt in die Hose geht, startet wir eben das nächste.
Der Job ist scheisse? Bewerben wir uns eben für 10 neue.
Das Handy., das Auto, die Partnerschaft, dass Leben… Alles doch irgendwie austauschbar. Deshalb nennen wir unsern Partner auch Lebensabschnittsgefährten. Ob das dann beide so sehen bleibt offen.
“Geduld und Ausdauer setzt voraus, daß wir wissen was wir wollen”
Und wir? Wir schließen Webseiten wenn sie nicht nach 2 Sekunden geladen sind.
Wie mein Vater , als er vor vielen Jahren während der Weihnachtsvorbereitungen die verknotete Lichterkette einfach durchgeschnitten hat.
Geht schneller – macht aber die Lichterkette kaputt.