„Wenn du so weiter machst, hast du die längste Zeit hier gearbeitet!!!“
… das tat gut. Das musste mal raus. Was meint der eigentlich, wer er ist? Das ist schließlich mein Laden hier. Er soll doch einfach nur das machen, wofür ich ihn bezahle. Und das das jetzt alle mitbekommen haben, das ist mir auch gerade scheißegal…
Da gibt es so einen Ort…
… an dem ich mich ab und zu wiederfinde. Einen Ort, an dem die Zeit still zu stehen scheint. Viktor Frankl nennt diesen Ort „Den Raum zwischen Reiz und Reaktion“.
• Wenn ich mich über die Kids aufrege
• Wenn irgendjemand nicht das tut, was ich von ihm erwarte (Unverschämtheit)
• Wenn irgendetwas nicht nach meiner Nase läuft •…
Sie kennen das, oder?
Aber war das Verhalten oder die Aussage des anderen tatsächlich so feindselig, wie ich es in dem Moment empfunden habe? Oder steckt nicht doch etwas anderes dahinter? Irgendwas, das ich im ersten Moment nicht sehe oder nicht sehen will?
Ist dann später der Aufreger vorüber, ist den meisten von uns die eigene Reaktion peinlich. Wir müssen uns eingestehen, dass wir unserm dicken Ego gedient haben. Zum Wohle von niemandem. Und schon gar nicht einer angemessenen und konstruktiven Lösung.
„Stell Dir das Leben als ein Spiel vor, in dem Du fünf Bälle in der Luft jonglierst. Nennen wir sie – Arbeit, Familie, Gesundheit, Freunde und Geist und Du hältst alle davon in der Luft. Du wirst bald verstehen, dass die Arbeit selbst wie ein Gummiball ist. Wenn Du diesen fallen lässt, wird er immer wieder zurückspringen. Doch die Menschen, die du auf deinem Weg verletzt sowie die anderen vier Bälle – Familie, Gesundheit, Freunde und Geist – sind aus Glas. Wenn Du einen davon fallen lässt, werden sie mit jedem Mal unwiderruflich Absplitterungen, Kratzer oder Einkerbungen bekommen, sie werden zunehmend mehr beschädigt oder sogar komplett zerschmettert. Diese Bälle werden niemals wieder dieselben sein. Das musst Du verstehen und Dein Leben darauf ausrichten.“
Warum ist das so wichtig?
In einer Familie oder einem Job geht es immer um Menschen. Es geht um Werte, Emotionen und Gefühle, nicht um Profilneurosen, Lynchjustiz, Duckmäusertum und Unterdrückung.
Auf diesem schmalen Grat zwischen Reiz und Reaktion zeigt sich die Selbstverantwortung eines Menschen.
Diese mentale und emotionale Stärke, bekommt jeder bei Spielbeginn mit.
Häufig wissen wir nichts davon, manchmal ahnen wir es nur. Manchmal müssen wir sie uns auch mühsam wieder erarbeiten, indem wir uns immer wieder bewusst machen…
Das es in unserer Verantwortung liegt.
Sind die Wiederworte meines Sohnes wirklich so feindselig, wie ich sie gerade eben empfunden habe, oder steckt nicht doch ein Erkenntnisgewinn darin?
Hat er nicht das Recht, genauso im Recht zu sein?
Je länger und öfter wir darüber nachdenken, desto mehr wird diese mentale Stärke zu unserem ich.
Es tut mir echt leid, mein „kleiner“!