Von Wertesäuen, Angst, Scham und Verletzlichkeit

Oft erinnere mich an meine wirklichen Werte nur, wenn ich Geburtsanzeigen lese oder auf dem Friedhof stehe. Wenn Menschen geboren werden oder sterben – stehen meine Werte kurz vor meiner Tür. In Zeiten größter Freude und größten Leids klopfen diese Werte an. Sie wollen mir sagen, was mir wirklich wichtig ist. Meine Aufgabe ist es nur, die Tür aufzumachen, sie hereinzubitten, ihnen Tee und Gebäck zu reichen und zuzuhören.

Welcher deiner Werte hält einen Schlag in die Fresse aus?

Es gibt viele „Wertchen“, die uns den ganzen Tag begleiten. Viele „hätte, könnte, sollte“ Werte, die sich gut anhören und gerade en Vougue sind. 

Wertesäue, die durch ein oberflächliches Social Media Dorf getrieben werden, weil sie klicks und likes (und Geld) bringen.

Doch jeder von uns hat und braucht mindestens einen dominanten Wert. Etwas, um das er sich dreht. Etwas, das Ihm Orientierung im ganz normalen Chaos gibt. 

Dieser Wert glänzt und strahlt – nach innen und nach außen. Er wärmt uns und bringt unser Leben in eine Richtung.

Jeder von uns hat mindestens einen dieser Werte. Ob wir diese Werte Leben steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben.

Aber eins ist sicher: Leben wir sie nicht, werden wir nach den Werten anderer Leben. Wir werden Mitläufer und Mitschwimmer, ohne zu wissen, woher und wohin.

Was sind deine Werte?

Schau dir deine Geschichten an. Was hast du erlebt. Aus welchen Geschichten hast du gelernt? Was waren die Scheidepunkte deines Lebens? Wo hast du Staub und Dreck gefressen, gelitten und geheult?

Bei was gehst du unter die Decke? Wovor hast du Angst?

Verletzlichkeit, Scham, Liebe, Wut, Treue, Angst, Mut … Wo deine Emotionen liegen, liegen auch deine Werte.

Aber Achtung: Wir sprechen hier nicht von „politisch korrekten“ Werten. Nicht darum, was „man“ für gut halten soll. Nur weil sich gerade ein Wert gut anhört, ist es noch lange nicht deiner. 

Manchmal ändern sich Werte.

Zumindest in der Reihenfolge. Geht es mir gut, steht meine Gesundheit nicht mehr auf Platz eins. Leide ich und liege voller Selbstmitleid in meinem Bett, ohne die Kraft aufzustehen, sieht das schon wieder anders aus. Geht es meiner Frau oder den Kindern schlecht, wird alles andere unwichtig und es gibt nur einen Wert.

Trotzdem durchziehen „Werte-Themen“ mein Leben. Wie Gerüche, die einen ständig begleiten. Manchmal stärker, manchmal unbemerkt. Aber sie sind da. Sie prägen uns. Unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, welche das sind.

Welche Werte das bei mir sind?

Wenn ich mir meine Geschichte(n) ansehe, wird mir klar, um was es geht.

Die Suche nach dem „Neu“ und „Anders“ Unzählige Hobbys, Sportarten, Autos, Motorräder, Fahrräder, Jacken und Schuhe, Jobs, Unternehmen und Ideen. Früher dachte ich, es sei ein Fluch. Ein Fehler im „System Thimo“. Ich komme einfach Nie an. Bin ständig auch der Suche. Kaum ist etwas da, ist es schon alt. Nur wenige Dinge bleiben in meinem Leben.

Und genau das ist es, was mir hilf – mich zu verstehen.

Geht das anders, einfacher, besser, schöner …?

Die Suche an sich ist einer meiner stärksten Werte. Die Suche nach dem Neuen, dem Besseren, dem Anderen. Wozu? Um das maximale aus meinem Leben herauszuholen. In der Zeit, in der wir hier sind. Von der niemand weiß, wie lange noch. 

Manchmal weiß ich gar nicht wonach ich Suche.

Das ist selbst für mich schwer zu verstehen. Ich gehe dann durch den Tag und nehme alle Eindrucke auf, die mir begegnen. Ich prüfe und wäge ständig ab. Interessant/Uninteressant – Wichtig/Unwichtig – Berührt mich/Nicht – Regt mich auf/lässt mich kalt …

Manche Menschen und Dinge sind nur kurz da und schnell vergessen. Manche begleiten mich für eine Zeit, manche bleiben ein Leben und werden zu einer Liebe.

Es ist eine Art Vorbereitung. Ein Training für ein Leben, das immer gerade jetzt beginnt. Ein fahren auf Sicht im Nebel des Lebens, in dem sich niemand richtig auskennt. Scheinwerfer, die alles abtasten, um hier und da hängen zu bleiben – um zu spüren und fühlen – um Richtung zu geben.

Was sind deine Werte, die dich zu dem Menschen machen, der du jetzt bist?

Was sind deine Leuchttürme und Anker, die dir Richtung und halt geben?

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