Was war ich stolz, als ich vor 20 Jahren dem Rauchen aufgehört habe, über Nacht. Und bis heute keine Zigarette mehr angefasst. Und keinen Drang danach.
Aber es hat sich ein neuer Feind in mein Leben geschlichen.
- Morgens nach dem aufstehen
- Auf dem Weg ins Badezimmer
- Unterwegs mit dem Hund
- Manchmal sogar Nachts
- Beim Frühstück, Mittag- und Abendessen
- Auf dem Klo und an der Kaffeemaschine
- An der Ampel (und während der Fahrt)
- Auf der Couch
- …
Ich habe 30.000 Kontakte auf meinem Iphone und jetzt zum dritten Mal meine Nummer gewechselt. Irgendwas ist immer. Aber flüchten bringt nichts.
Ich fühle mich fremdgesteuert und wie die lebende ToDo Liste von anderen Leuten.
Bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe das, was ich tue. Aber ich liebe es nur, solange ich die Dinge tun kann, die ICH für richtig halte. Solange ich alles im griff habe.
Aber Nein…
Ich checke lieber 200 mal am Tag mein Handy und meine Mails.
Ich habe mitgezählt. Sogar jetzt, wo ich das hier schreibe, spüre ich den Drang zu “checken”.
Ich wünschte, ich könnte sagen, ich hab das im Griff und die volle Kontrolle über meine Gewohnheiten.
Es ist nicht so.
E-Mails, Telefon und Co. an sich sind ja nicht schlecht. Es sind einfach Werkzeuge.
Und doch tut es mir in dem Ausmaß nicht mehr gut. Anstatt mir zu helfen – schadet es mir.
Ich habe beschlossen, dass zu ändern.
In meinem Fall, hängt mein unbewusstes Handy checken mit einem besonders unangenehmen Gefühl zusammen…
Angst!

Die Angst…
- etwas zu verpassen
- es anderen nicht Recht zu machen
- jemanden zu verärgern
- einen Auftrag zu verlieren/nicht bekommen
- Zeit zu verlieren
- …
Dem Drang ist am schwersten zu widerstehen, wenn ich das Gefühl habe, woanders zu sein.
Dieser kognitive Juckreiz tritt in kaum wahrnehmbaren Wellen der Angst auf, die durch unbeantwortete Fragen ausgelöst werden.
- Wartet in meinem Posteingang etwas Wichtiges auf mich?
- Hat vielleicht doch jemand angerufen?
- Was, wenn irgendetwas passiert ist?
- Mit den Kids alles in Ordnung?
Gute Nachrichten? Oder schlechte? Vielleicht würde ein kurzer Blick den Juckreiz ja beenden? Schon während ich dies schreibe, verspüre ich den Drang … nur ganz kurz mal nachsehen…
Wir benutzen die Technik aus dem gleichen Grund wie Drogen … um dem Alltag zu entfliehen
Was tun?
Die Auslöser bekämpfen.
Ich habe die Apps, die mich ständig jucken, auf den dritten Screen meines iPhones verbannt.
Meine Apple Watch zeigt NUR noch die Zeit und meine Bewegung. Mein Handy liegt nachts in einem anderen Zimmer. Keine Erinnerungen für eingehende Mails. Ich checke nur noch zu bestimmten Zeiten. Keine direkte Erreichbarkeit mehr für Anrufe. Wenn etwas wirklich dringend ist, bitte eine SMS (keine Whatsapp & Co). Im Büro habe ich eine “Garderobe” für mein Iphone eingerichtet, an der ich es abgebe, wie eine Jacke. Ich verfasse Mails ohne in meinen Posteingang zu schauen. Facebook habe ich vom Handy gelöscht.
Ob es funktioniert?
Wir werden sehen.
In 5 Jahren wird es wohl neben Raucherzonen auch Handy Zonen geben. Dort stehn dann im Winter die ganzen Süchtigen unter einem Heizpilz und starren in das blaue Licht. Während drin die Familie sitzt und mit dem Essen wartet.
Ob ich dabei stehe? …
Wir werden sehen.