Mit dem Alter wachsen wir aus ziemlich vielen Dingen heraus.
Schuhe, Kleidung, unser Kinderzimmer usw …
Parties, die Nächte durchmachen, Pop, Punk, Rock.
… aber auch unsere Ansichten, Einstellungen, Ziele und Visionen.
Und auch die härteren Dinge. Beziehungen, Partner, Familienmitglieder und Freunde.
Wir sind Meister im herauswachsen.
Schließlich tun wir es unser Leben lang.
Viele von uns sind aus Ihren Jobs herausgewachsen. Aus Ihren Karrieren, für die sie viele Jahre alles geopfert haben und plötzlich merken: Das ist es nicht mehr!
Wir wachsen aus unseren Träumen und Sehnsüchten heraus. Aus unserem Bild vom Leben, unserem Sein.
Hin und wieder wachsen wir sogar aus uns selbst heraus. Wir entwachsen der Person, die wir mal sein wollten. Dem Kerl mit dem coolen Anzug, dem großen Büro und dem Porsche vor der Tür. Mit einem Kalender voll mit so vielen Terminen mit irgendwelchen wichtigen Leuten, das wir einen Assistenten brauchen um den Überblick zu behalten.
Und dann merkst du, dass du absolut Null Ahnung hast, wer dieses Bild in deinen Kopf gepflanzt hat. Wo diese Ziele überhaupt herkommen. Und was mit dir passiert, wenn du sie erreicht hast.
Bis du eines Tages aufwachst und merkst, dass diese Flamme erloschen ist und sie nicht mehr der Grund ist, weshalb du am Morgen aufstehst.
Ich bin jetzt 45, und eine Sache, die mich echt überrascht hat ist: Wie viel von mir selbst ich jeden Tag Neu entdecke, wenn ich danach Suche. Wenn ich offen bleibe und meinen Kalender nicht voll mit Terminen, Dingen und Aufgaben knalle, die ich eigentlich gar nicht mehr will.
Da gibt es Teile in mir, die ich noch gar nicht kannte. Und diese Teile haben etwas zu sagen. Meine Aufgabe ist es nur hinzuhören.
Wer hätte gedacht, dass da noch andere ICHs in mir leben.
Das ist manchmal schön, manchmal traurig und manchmal beängstigend.
Denn das Loslassen fällt mir nicht immer leicht. Meine Hände sind solange schon zu Fäusten geballt, dass sie das Gefühl des Entspannens erst noch lernen müssen.
Und dann plötzlich merkst du, dass du dich von Dingen entfernt hast, die dir einst lieb und teuer waren. Bei denen du die Zeit und alles um dich herum vergessen hast. Das es da Menschen gibt, denen es egal ist, wie erfolgreich oder vielbeschäftigt du bist.
Wenn sich also der ein oder andere darüber ärgert, was aus mir geworden ist, dann tut es mir wirklich leid.
Ich bin zum ersten mal auf dieser Welt. Ich wachse und übe noch. Und ich habe noch absolut keine Ahnung, wie dieses Ding namens Leben überhaupt funktioniert.